Grab von Paul und Ursel Glaser auf dem Friedhof Heerstraße. Foto: Ulrich Horb

Grab von Paul und Ursel Glaser auf dem Friedhof Heerstraße. Foto: Ulrich Horb

Der Berliner Pressefotograf Paul Glaser ist am 10. März 2022 verstorben.  Hier erinnern sich Freunde und WeggefährtInnen  an ihn.

Erinnerung an Paul Glaser in der taz:  Nachruf in der Online-Ausgabe  —  Nachruf in der Wochenendausgabe der taz vom 2./3.April (Doppelseite als PDF)

Nachruf im Vorwärts

Traueranzeige im Tagesspiegel

Werner Kolhoff, Journalist, ehem. Sprecher des Berliner Senats: Paul Glaser war ein politischer Chronist Berlins und Deutschlands, ein engagierter Berufsfotograf, wie es nur wenige gab und gibt. Als Pressesprecher erst der Berliner SPD und dann des Senats habe ich zwischen 1982 und 1991 sehr häufig mit ihm zusammengearbeitet. Er war einfach immer da bei allen Veranstaltungen der Partei, aber auch darüber hinaus, bei allen Ereignissen, die in Berlin wichtig waren. Ein Sozialdemokrat durch und durch, der jeden kannte, schnell Kontakt aufnahm und vor niemandem Angst hatte, mochte er noch so bedeutend sein. Für verschiedene Broschüren und andere Projekte war ich mehrfach bei ihm zuhause und habe dort begriffen, wie er arbeitete: Systematisch, wie ich es von keinem anderen Fotografen kannte. Alles war bei ihm schon sauber registriert, als es noch keine Computer gab, so dass er unter den Tausenden von Negativen sofort fand, was man suchte. Er hatte praktisch alle Berliner Politiker abgelichtet, in den unterschiedlichsten Situationen und in vielen Kombinationen mit anderen Menschen. Wenn es einen Skandal gab oder ein anderes Ereignis, hatte er die passenden Fotos mit den betreffenden Personen sofort parat. Oft nur er. Dazu kamen seine Fotoserien zu sozialen und ökologischen Themen, an denen er arbeitete, wenn er nicht auf Veranstaltungen war. Paul hatte schon damals einen riesigen Fundus gesammelt. Es waren oft sehr sensible Bilder. Unter anderem erinnere ich mich noch an ein Foto, auf dem zwei alte Menschen vor ihrer Datsche im Kleingarten sitzen, hinter ihnen drohend die Wohntürme des Märkischen Viertels. Für so etwas hatte Paul einen Blick. Einen politischen und empathischen Blick. Der fehlt nun für immer. Und mit ihm ein sehr sympathischer Mensch.

Walter Momper, ehem. Regierender Bürgermeister:  Paul Glaser war ein wunderbarer, tiefsozialer Mensch und ein glühender Fotograf. Mit großer Leidenschaft hat er Politiker, gesellschaftliche Entwicklungen und vor allem das Leben der Migranten in Kreuzberg fotografiert. Besonders die türkischen Migranten hatten es ihm angetan. Er fotografierte sie in allen möglichen Lebenslagen, mit großer Zuneigung. Außerdem versuchte er neuere Entwicklungen in der Gesellschaft fotografisch zu erfassen und durch die Bildersprache zu verdeutlichen. Er fotografierte besonders Politiker und versuchte fotografisch ihren Charakter zu entdecken und sichtbar zu machen. So hat er auch mich begleitet vom Kreuzberger Jungsozialisten bis zum Regierenden Bürgermeister über mindestens dreißig Jahre meines politischen Lebens. Seine Fotografien-Sammlung ist ein großer Schatz und enthält die fotografischen Zeugnisse seiner Zeit in West-Berlin. Wir dürfen gespannt sein darauf, was das Archiv noch enthält und wie es der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Ed Koch, Paperpress: Nachruf in Paperpress (PDF)

Erich Rauschenbach, Karikaturist: Paul war eine Institution. Er kannte Westberlin wie seine Fototasche. Man konnte denken, wer nicht von ihm fotografiert wurde, hat so gut wie nicht existiert (zum Glück hat er auch mich mal abgebildet).  Und dann hat er noch für das einzige „Hobo“-Heft (Vorgänger der Programmzeitschrift „Zitty“), das restlos verkauft wurde, den Anlass, nämlich das Titelbild mit 6 nackten Jünglingen fotografiert. Und was unsere „Zusammenarbeit“ für die BERLINER STIMME betrifft, hatte er alles in petto, was ich u.U. für das „Blasenfoto“, ein Politikerfoto  mit einmontierter Sprechblase, verarbeiten konnte. Und ein wunderbarer Kumpel war er auch.

Der Berliner Karikaturist Julius Eschka (Titus) hat Paul Glaser 1980 in Aktion festgehalten – auf Harry Ristocks traditioneller Gartenfete. Die Zeichnung stammt aus dem Besitz von Erich Rauschenbach.

Paul Glaser auf der Gartenfete von Harry Ristock, eine Zeichnung von Julius Eschka (Titus) 1980.

 

Andreas Schoelzel, Pressefotograf: Paul, ich Danke Dir!  In irgendeinem Seminarraum des Publizistischen Instituts der Freien Universität Berlin traf ich ihn zum ersten Mal. Diesen robusten Mensch mit Schnäuzer. Paul Glaser versuchte uns jungen Studis seinen Blick auf die Pressefotografie zu erklären. 1982 wird es gewesen sein. Am Roseneck oder (eher) in Lankwitz? 
Paul Glaser, der Geschichtenerzähler hat mich fasziniert. Seine Biografie, seine Positionen. Seine Nähe zum Menschen. Bald darauf trafen wir uns regelmäßig auf den Straßen Westberlins bei Demos, in Häusern und Palästen. Dort wo in der Mauerstadt Politik passierte. Mit Paul Glaser im Wahlkampf, da war was los.
Mein ziemlich theoretisches Studium der Publizistik an der FU habe ich durch „Praxisseminare“ auf der Straße und mit echten Menschen ersetzt. Ich glaube, Paul hat das mit ausgelöst. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – in seinen Bildern hab ich diesen Satz verstanden. 
Und so ging auch ich los auf die Menschen. Kam gelegentlich eher wortlos zurück. Aber habe gelernt. Gelernt, offen zu sein und eine Position zu haben (beides, so hoffe ich).  Nach einer (recht kurzen) Zeit als freier Pressefotograf habe ich vier Jahre bei der Nachrichtenagentur AP als „fester Freier“ Fotograf gearbeitet. Eine intensive Zeit. Plötzlich heißt es beim Fototermin: irgendwo auf der Welt ist immer Redaktionsschluss, also beeile Dich. Aber es war ein grandioses weiteres Praxisseminar in Fotografie: alles von Sport bis Mord. Scheinbare Routine und ganz Unvorhergesehenes. Grüne Woche und US-Army-Jeeps mit Einschusslöchern. DDR-Opposition, Leipziger Messe und Gorbatschow. Am Werbellinsee mit Erich Honecker und mit der Stasi an der Gethsemanekirche.
Irgendwann wars gut. Rechtzeitig vor dem Mauerfall hab ich die Agentur verlassen und war wieder freier Fotograf. Menschen zu zeigen und ihre Geschichten in Bildern zu erzählen, ich konnte es wieder (mehr) tun. Ich traf auch Paul wieder etwas öfter – wobei er sich von den „wooling“-Terminen zunehmend fernhielt, seine eigenen Geschichten fotografierte und die neue Reisefreiheit im Osten ausgiebig nutzte. Das Protokoll interessierte ihn nicht, das „schnelle Bild“ wollte er nicht.
Danke, Paul! Ich habe viel von Dir gelernt. (Deine Akribie in der Beschriftung und Archivierung war leider nicht dabei.)

Paul Glaser im Einsatz: im Jahre 1986 auf dem 37. Tag der Heimat. Foto: Christian Schulz

Paul Glaser im Einsatz: im Jahre 1986 auf dem 37. Tag der Heimat. Foto: Christian Schulz

Bernd Schimmler, ehem. Bezirksstadtrat Wedding:  Wenn man seit den frühen siebziger Jahren in der Berliner SPD aktiv war, dann war bei den Veranstaltungen Paul Glaser eigentlich immer irgendwann mit anwesend und fotografierte. Eine Begegnung ist mir in Erinnerung geblieben. Als Vorsitzender der 17. Abteilung im Brunnenviertel hatte ich Ende 1979 unser Mitglied Willy Brandt in die Abteilung eingeladen. Niemand glaubte an den Erfolg der Einladung, bis die Zusage kam. Wir hatten die Aula eines Gymnasiums geordert und vieles vorbereitet – auch Brötchen neben Getränken, die uns die Hochschulbrauerei sponserte. Noch vor Eintreffen des Alt-Kanzlers und Vorsitzenden kamen die Journalisten und Paul Glaser.  Augenzwinkernd sagte er mir, als er die Hackepeter-Brötchen sah, dann muss die BILD ihre schon fertige Überschrift ändern. Die haben schon geschrieben, es gäbe Bouletten. In der Tat hatte die BILD in der Berichterstattung unterschiedliche Schrifttypen in der Headline. Paul Glaser verdanken wir von dieser erfolgreichen Veranstaltung viele Fotos und eines seiner Kollegin zeigt ihn dann auch.

Foto: Waltraud Heidak, stehend rechts hinten Paul Glaser, rechts vorn Willy Brandt, ihm gegenüber Erich Pätzold, Horst Bowitz Heinz Puhst und halb verdeckt Wolfgang Sorgatz.

 Ingo Kahle, Journalist,  ehrenamtlicher Hospizdienst: Begegnungen mit Paul Glaser

Michael Donnermeyer, ehem. Sprecher des Berliner Senats: Paul war immer dabei, deswegen gibt es ein Standbild von ihm in meinem Kopf aus den schätzungsweise Hunderten Terminen, die wir gemeinsam hatten, ich als Pressesprecher, Wahlkämpfer oder Fanmeilenorganisator, er als Fotograf, meistens im Pulk mit seinen Kollegen, gelegentlich aber auch allein und exklusiv. Fototasche und Kamera waren wie mit ihm verwachsen, als gehörten sie zu seinem Körper. Und so ist es ja auch: Die Kamera war sein sechstes Sinnes-Organ, sein Auge in die Welt, das jene Bilder produziert, die den Moment verdichten, ihm das ganz spezielle Narrativ verleihen, mit dem es in unserer Erinnerung verknüpft wird, wenn wir sie heute betrachten. Großartige Bilder sind darunter, bei denen ich mich fragte, wie sie ihm  unter den Umständen seiner Arbeit gelingen konnte – in Hektik, mit vielen Kollegen um sich herum und Motiven und Menschen, die ihm in dem Moment wenig Beachtung schenkten. Weil es so viele sind, war es nicht Glück – das man natürlich auch braucht – sondern sehr solides Handwerk und ein sensibler Blick. Den hatte er und er kaum aus seinem Wesen, das man spürte, wenn man Zeit zum Reden hatte. So bleibt er mir als Mensch in Erinnerung – und sein Archiv ist Zeitgeschichte, sowieso. Adieu, Paul.

 

Paul Glaser, siebziger Jahre.

Paul Glaser, sechziger Jahre.

Paul!  so nah – so fern   Deine Anne

 

Christian Hoßbach,  ehem. Sprecher des Ost-Berliner Magistrats, zuletzt  Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg:  Paul Glaser, das war ein echter Typ. Es mag ja einige geben, die meinen, alles und jedes Bild liefern zu können. Paul Glaser hatte alles, kannte jede und jeden. Deshalb konnte er sich auch seine meinungsstarke Klappe leisten. So jedenfalls meine Wahrnehmung in den 80ern/90ern, als wir immer wieder miteinander zu tun hatten. Ich fragte mich manchmal: Hat er eigentlich das Labor in der Wohnung oder die Wohnung im Labor? Unverkennbar war Paul kein „Knipser“, er war Fotograf mit inhaltlichem Interesse und stabilem Fundament. Als die Mauer aufging, hat er sich sofort auf den Weg gemacht und auch zu den ostdeutschen, Ostberliner PolitikerInnen einen Draht gefunden, hat sie ernst genommen. Und als gelernter Betriebsrat hatte Paul ein spezielles Interesse an der Arbeit, an Gewerkschaften, auch das ist leider zu selten. Lieber Paul, das war sehr stark. Ruhe in Frieden.

Jan Athmann, Bildredakteur zb Fotoagentur Zentralbild: Ich hatte das große Glück, ihn persönlich kennenzulernen. Zwei oder drei Male hatte ich ihn in seiner Wohnung besucht, um Fotos mit ihm zu sichten und sein Katalogsystem anzuschauen. Er hatte Bouletten gemacht und üppig aufgetischt –  mir knurrte der Magen und wir aßen zusammen – wunderbar. Es waren herzliche und interessante Stunden, die ich nie vergesse. Viel hatte er zu erzählen und einen frischen Blick aufs Aktuelle.  Beeindruckend auch, wie sehr er sich mit seiner Arbeit vom Kranksein regelrecht emanzipiert hat,  sich nicht hat kleinkriegen lassen, aber immer betont, dass es kaum Aussichten auf Heilung gibt. Erst Anfang Februar hatte ich ihn angerufen und er arbeitete gerade… eindrucksvoll, unvergessen wird er mir bleiben.

Dieter Klar, Bildarchiv Klar: Ludwigkirchstr. Hinterhof. Paul und der Schnäuzer gehörten für mich zu Berlin, er hatte diese Ruhe, alter Hase eben und kannte jeden in der Berliner Politik, ob auf dem Weg nach oben oder unten. Paul, Klaus Lehnartz – diese Typen fehlen.

Paul Glaser, Fotoausstellung in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Paul Glaser, Fotoausstellung in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Gudrun Giese, freie Journalistin, ehemalige Redakteurin der Berliner Stimme:  Paul Glaser war der erste Pressefotograf, der mir in Berlin begegnet ist, und dann war es gleich ein so unverwechselbarer Typ! In Erinnerung bleibt mir vor allem, wie er über Stunden Berliner SPD-Landesparteitage fotografisch begleitet hat, mindestens eine Kamera um den Hals, auf der Schulter hing noch die Fototasche mit weiteren Kameras und Objektiven für alle Gelegenheiten. Paul wusste immer frühzeitig, wer Stadtrat bzw. Stadträtin, Senator/in, Staatsekretär/in oder sonstwie wichtig werden würde. Und so hatte er beizeiten das passende Porträtfoto, das dann auch „Spiegel“, „FAZ“ und „FR“ nachfragten. Lange kannte ich ihn nur als arbeitenden, das heißt als fotografierenden Menschen. Doch Anfang der 2000er entdeckte ich Paul (und seine Frau) an anderer, unerwarteter Stelle, nämlich im Sommerbad Wilmersdorf („Lochowbad“), wo wir regelmäßig vor oder nach unseren Schwimmrunden ein paar private Worte wechselten.

Toni Nemes, aka Manfred A. Kotz, Pressebüro transit berlin bis 1997: Bei Paul Glaser denke ich zuerst an das Fotoarchiv der Berliner Stimme. In der Vorwendezeit, als ich dort die Kulturseite betreute, hatte es seinen Platz in einem Nebenraum der Reaktion hinten links in einem Stahlschrank mit prall gefüllten Hängemappen. Was dort nicht hineinpasste oder noch nicht einsortiert war, stapelte sich zusätzlich auf den Fensterbänken. War man auf der Suche nach einer passenden Illustration fündig geworden, erübrigte es sich eigentlich der Blick auf die Rückseite – klar, das Bild stammte von Paule, zumindest wenn es sich um neuere Aufnahmen handelte. War die Suche ausnahmsweise nicht erfolgreich, reichte meist ein Anruf und Paul Glaser konnte das gewünschte Motiv liefern. Damals bekam ich eine Idee davon, wie breit Paul thematisch aufgestellt war.

Paul Glaser (l.) im Gespräch mit Günter König (1933 - 2015), Bezirksstadtrat für Jugend und Sport in Berlin-Kreuzberg, Berlin-Kreuzberg, 25.11.1988. Das Foto entstand während einer Kaffeepause der Wahlkampftour des SPD-Politikers Walter Momper zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses am 29.01.1989. Foto: Toni Nemes, www.toninemes.de

Paul Glaser (l.) im Gespräch mit Günter König (1933 – 2015), Bezirksstadtrat für Jugend und Sport in Berlin-Kreuzberg, Berlin-Kreuzberg, 25.11.1988. Das Foto entstand während einer Kaffeepause der Wahlkampftour des SPD-Politikers Walter Momper zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses am 29.01.1989. Foto: Toni Nemes, www.toninemes.de

Bei einer 1988 vom Innerdeutschen Ministerium organisierten Journalistenreise in die DDR konnte ich dann auch über Tage beobachten, wie Paul arbeitete: Nie um einen flapsigen Spruch verlegen, konnte er es mit wenigen Worten schaffen, die Menschen für sich einzunehmen und ihnen helfen, ihre natürliche Kamerascheu zu überwinden. Dabei biederte sich Paul nie an, er nahm die Menschen ernst. Oft gelangen ihm auf diese Weise fast spielerisch Aufnahmen, die die Menschen und die Verhältnisse, in denen sie lebten, authentisch zeigten. Und die über das Abgebildete hinaus das Mitgefühl und die Sympathien des Menschen hinter der Kamera für die Menschen vor der Kamera erahnen lassen. So entstanden  mitunter – auch wenn das Wort verpönt sein mag – parteiische Fotos im besten Sinne des Wortes, die ihren Wert über den Tag hinaus behalten werden.

Christel Deja, ehem. Mitarbeiterin der „Berliner Stimme“: Paul sehe ich vor mir mit seiner schweren Kamera, immer zuverlässig und bereit, mitunter schnell wie die Feuerwehr, insbesondere um politische Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar zu machen. Fotografisches Talent und Gespür für „das Dahinter“ verlieh seinen Fotos Ausdruck als verstärkende Ergänzung des Wortes. Mitunter empfand ich seine Sichtbarmachung des Geschehens sogar noch anschaulicher als Worte allein es vermögen. Meiner Bitte an ihn zur Stelle zu sein ist er häufig, wenn auch nicht gerne zu jedem Anlass, nachgekommen. Sein Denken und Wirken war von fester, eigener politischer Überzeugung geprägt. Aktuelle Ereignisse im Bild festzuhalten war ihm ein brennenderes Anliegen, als sich den stets wiederholenden Ehrentagen zu widmen, mit denen das Archiv bereits bestückt war. Dafür achte ich ihn ganz besonders. Paul hatte aus meiner Sicht ein ausgefülltes Leben, das er mit Fleiß – seiner Berufung folgend – gestaltete.
Als Freigeist durch und durch, Künstler ohne Allüren, klar und bodenständig habe ich ihn vor Augen. Als Persönlichkeit sowie durch sein Schaffen bleibt er lebendig. Alle werden ihn vermissen, keiner verlieren.

Paul Glaser 2011, Fotoausstellung im Wedding. Foto: Ulrich Horb

Paul Glaser 2011, Fotoausstellung im Wedding. Foto: Ulrich Horb

Ulrich Horb,  ehem. verantw. Redakteur „Berliner Stimme“: Seine Aufträge hat er sich meist selbst erteilt. Ihn interessierte nicht das schnelle Bild bei einem Pressetermin, er begleitete mit seiner Kamera lieber Entwicklungen und Ereignisse, die ihn längerfristig interessierten, ob es das Thema Zuwanderung war, die Wohnungspolitik oder die Veränderungen an den Arbeitsplätzen. Er gewann das Vertrauen der Menschen, die er fotografierte. Türkische Arbeitnehmer, die er in ihrer Firma kennenlernte, durfte er dann auch zu Hause oder bei einer Hochzeitsfeier mit der Kamera besuchen. Wenn eine Redaktion anrief, dann hatte er das passende Bild, weil er die wichtigen Berliner Termine und Themen ohnehin im Blick hatte. Seine mehr als eine Million Negative sind ein wichtiges zeitgeschichtliches Archiv.

 Hier ist Raum für weitere Erinnerungen und Abschiedsworte. Bitte an info@ulrich-horb.de

Grab von Paul und Ursel Glaser auf dem Friedhof Heerstraße. Foto: Ulrich Horb

Grab von Paul und Ursel Glaser auf dem Friedhof Heerstraße. Foto: Ulrich Horb