Es ist viel los. In Bonn tritt CDU-Kanzler Erhard ab, es regiert nun die Große Koalition aus CDU und SPD. Ex-NSDAP-Mitglied Kiesinger und der Anti-Nazi Brandt arbeiten zusammen im Kabinett. Studentenführer Rudi Dutschke ruft zur Bildung einer „Außerparlamentarischen Opposition“ auf, der APO. Der Vietnamkrieg fordert immer mehr Opfer und provoziert immer mehr Widerstand. Die Ideale der Eltern haben für die Jugendlichen keinen Wert mehr.
Überall ist noch der Adenauer-Staat. Im Oktober wird Albrecht Speer, der Handlanger des Führers, aus dem Gefängnis entlassen und auch Reichs-Jugend-Führer Baldur von Schirach. Zwei Drittel der Geheimdienst-Jobs sind mit alten Nazis besetzt. Alle Richter der Nazi-Justiz entgehen dem Rechts-Staat. Sie haben mehr als 40 000 Todes-Urteile gesprochen und bauen nun die Demokratie auf.
Auch in der Sprache zeigt sich noch das Nazi-Erbe. Die Sprüche der Zeit: „Nicht alles war schlecht im Dritten Reich“, „der Führer hat uns die Autobahnen geschenkt“, es gelten „Zucht und Ordnung“, es startet eine „Export-Offensive“, man will den „Markt erobern“, „die deutsche Angriffs-Welle rollt auf das ungarische Tor zu“, „der deutsche Sturm walzt die Engländer nieder“, „ein wenig Prügel hat noch niemandem geschadet“.

5. Februar 1966 Studentenverbände rufen zur Vietnam-Demonstration auf, 2500 Studenten nehmen teil. Das Amerika-Haus wird mit Eiern und Tomaten beworfen.

7. Februar 1966 Springers BZ schreibt zur Vietnam-Demo: „ ..eine Schande für unser Berlin!“ Der Rektor der FU entschuldigt sich in einem Brief an den amerikanischen Stadtkommandanten in Berlin.

5. Juni 1966 Willy Brandt wird als SPD-Vorsitzender wiedergewählt

8. Juni 1966 Peter Handkes Stück „Publikumsbeschimpfung“ wird in Frankfurt/M. uraufgeführt.

22. Juni1966 Protest an der Freien Universität. Dort sollen Langzeit-Studenten zwangsweise rausgeworfen werden. Es gibt ein Sit-in von 3000 Studenten, das erste Sit-In in Deutschland. Die Studenten beschließen ein Papier: „Abbau oligarchischer Herrschaft und die Verwirklichung demokratischer Freiheit in allen gesellschaftlichen Bereichen“. 7000 Studenten unterschreiben. Sit-in und Teach-in gehören jetzt zu den Protestformen in Deutschland.

26. Juni 1966 Beatles-Konzert in Hamburg

18. August 1966 In China beginnt die „Kulturrevolution“

29. August 1966 In San Franzisco treten die Beatles zum letzten Mal gemeinsam auf

 

Das sind 1966 die Lieblinge der Leserinnen und Leser der Jugendzeitschrift Bravo:
Schauspieler: Pierre Brice – Sean Connery – Thomas Fritsch
Schauspielerin: Marie Versini – Sophia Loren – Liselotte Pulver
Sänger: Drafi Deutscher – Roy Black – Rex Gildo
Sängerin: Manuela – Françoise Hardy – Wencke Myhre
TV-Star männlich: Robert Fuller – Hans-Joachim Kulenkampff – Edward Byrnes
TV-Star weiblich: Petra Krause – Inge Meysel – Marianne Koch
Band: Beatles – Rolling Stones – Rainbows

Musik in den Charts
Al Martino: Spanish Eyes
Frank Sinatra: Strangers in the Night
Chris Andrews: Yesterday Man
Drafi Deutscher: Marmor, Stein und Eisen bricht
Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich: Bend It
The Mamas and the Papas: Monday, Monday
Freddy Quinn: Hundert Mann und ein Befehl
Nancy Sinatra: These Boots Are Made for Walkin’
Udo Jürgens: Siebzehn Jahr, blondes Haar
The Rolling Stones: Get off of My Cloud
Chris Andrews: To Whom It Concerns
The Beach Boys: Sloop John B
The Beach Boys: Barbara Ann
The Beatles: Yellow Submarine
Sonny & Cher: Little Man
The Beatles: We Can Work It Out
Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich: Hold Tight!

Das Durchschnittsentgelt beträgt in Westdeutschland 1966 9.893 DM.