Ich bin auf einer Fotofahrt für einige Tage und als ich nach Hause komme, liegt Maja im Sterben. Sie ist eine zierliche Katze, grau getigert mit großen grau-grünen Augen. Ursel sagt: Maja wollte schon vor Tagen sterben, aber sie hat gewartet bis du wieder zu Hause bist.
Maja liegt in einem Körbchen gleich neben der Schlafzimmertür, wo sie alles Geschehen gut im Blick hat. Sie kann nicht mehr laufen, aber sie begrüßt mich mit ihrem tiefen Katzenblick. Ich wollte dich noch mal sehen, heißt das.
Ich hocke mich neben sie und sie legt ihren Kopf in meine Hand. Wir sehen uns an mit einem so tiefen Blick wie ihn nur die besten Dichter beschreiben, so tief bis in die Ewigkeit, wo die toten Katzen und Menschen sind und unsere Blicke erzählen lange Geschichten: Hallo, mein Kleines, sage ich. Weißt du noch damals? Vor 10 000 Jahren als dein Ur-Vater deine Ur-Mutter getroffen hat am Hünengrab?! Da haben sie beschlossen: wir ziehen zu den Menschen. Das war eine gute Idee. Die Menschen brauchen Katzen. Es war schön mit dir, so lieb, wie du bist und wenn du nun gehst, dann wieder zurück in die Natur, unser aller Heimat.
Ihre großen Augen sagen Tschüs und wir flüstern noch in unhörbarer Sprache, die üblich ist zwischen Mensch und Tier, die ganz ohne Worte auskommt, so wie, sehr selten, zwischen Mann und Frau, wenn ein Blick reicht und alles ist gesagt.
Tschüs, sagt Maja, irgendwann, irgendwo, irgendwie treffen wir uns wieder. Dann ist sie tot, ihr Kopf ist immer noch in meiner Hand. Ich schließe ihr die Augen.
Wir legen sie in einen Karton, auf ihre Lieblings-Decke. Es ist ein regnerischer grauer Tag, ein Beerdigungstag. Ursel und ich stehen vor ihr und denken uns eine Trauerrede. Weißt du noch, damals…
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