1989, Politischer Fotograf: Der Verfassungsschutz hört mit
In Westberlin war es sehr leicht in die Netze eines Geheimdienstes zu geraten. Es reichte schon, am Telefon jemanden zu duzen.
So erging es mir 1989. Da telefonierte ich mit Klaus Feske, einem Funktionär der IG-Metall und der SEW. Die SEW war der Westableger der DDR-Partei SED. Daraufhin wurde mein Telefon vom Verfassungsschutz abgehört wegen Mitgliedschaft in der DUZ-Guerilla.
In Westberlin ging das sehr leicht, da galt ja nicht das Grundgesetz und die deutschen Gerichte hatten in solchen Dingen auch nichts zu sagen. Wir hatten hier Besatzungsrecht. Die drei westalliierten Generäle, genannt Stadtkommandanten, hatten die Macht. Wenn sie nickten, war das wie ein Befehl für ihre deutschen Hilfskräfte.
Alles kam heraus, als die CDU die Macht verlor in einer Wahl und ein SPD-Senator zuständig war für den Geheimdienst. Ich durfte die Akte lesen. Es war wirklich nur das DU, das die wehrhafte Demokratie bedrohte. Kein konspiratives Gespräch, keine Geheiminformation, ich habe einfach „du“ gesagt.
Es gab einen Untersuchungsausschuss des Parlaments und natürlich sagten die Verfassungsschützer nicht aus und niemand konnte sie zwingen, wir hatten ja Besatzungsrecht.
Für mich klagte Ehrhart Körting, SPD, der später immerhin Vorsitzender der Innenministerkonferenz war, vor dem Landgericht. Vergeblich.
Dieses kleine Beispiel soll meinen Anspruch untermauern, ein politischer Fotograf zu sein. Wer seine Arbeit ernst nahm in Westberlin hatte sonst ja auch kaum einen anderen Ausweg, als politisch zu arbeiten.